Viele Studenten der Naturwissenschaften haben ethische Überzeugungen und nachvollziehbare Argumente bezüglich des Tierverbrauchs in Praktika. Dort wo humane Alternativen bereits die Norm sind, oder wo bereits offizielle Wahlmöglichkeiten für die Studierenden bestehen, wird diesen Beweggründen bereits stattgegeben – solch eine Lernumgebung ist für ein effektives Lernen sehr förderlich. In einigen Universitäten werden diese Studierenden jedoch weiterhin diskriminiert und ihre Gewissensfreiheit eingeschränkt. Während einige von ihnen deshalb ihr Studium abbrechen oder zu einem Studienfachwechsel gezwungen sind, werden andere dazu ermutigt oder genötigt, Sezierungen oder andere Experimente an Tieren durchzuführen. In diesem Fall ist die Verweigerung aus Gewissensgründen die einzige verbleibende Option.

Die Anzahl der Studierenden, die aus Gewissensgründen verweigern und sich öffentlich gegen den Tierverbrauch aussprechen ist oft niedrig. Dies ist jedoch verständlich, wenn man den sozialen und akademischen Druck und die psychologischen und akademischen Strafen beachtet, die denjenigen drohen, die den Status Quo in Frage stellen. Diese Situation ist jedoch irreführend. Studien zeigen, dass bei offener Ansprache inhärenter ethischer Fragen zum Tierverbrauch, sich eine viel höhere Anzahl von Studierenden gegen den Tierverbrauch ausspricht und nach Alternativen fragt. Zuweilen würden sich ganze Klassen dagegen aussprechen und dem Dozenten die Möglichkeit geben, seine akademische Freiheit auszuüben und neue progressive Wege zur Erreichung der Lehrziele zu entwickeln.

Studierende, die aus Gewissensgründen verweigern, haben sich zumeist entschlossen und kritisch mit diesen Fragen auseinander gesetzt und die Literatur über den Wissens- und Methodenerwerb studiert. Einige haben ihrer Universität umfangreiche Vorschläge schriftlich dargelegt und zusätzlich zum regulären Lehrplan Trainings – z.B. mit privaten Veterinärmedizinern – organisiert. Sie streben das bestmögliche Training an. Mit anderen Worten: neben der großen Motivation und ihrer Hingabe an ihre Ausbildung, sind sie bereit, die herrschenden Konventionen in Frage zu stellen. Sie sind außerdem bereit, strikt kritisch zu denken, während sie niemals ihre innerste Motivation verlieren, welche sich selbst bei den objektivsten Entscheidungen „meldet“. Zu ihnen gehören einige der besten Wissenschaftler - Persönlichkeiten, die noch lange nach ihrem Abschluss dazu beitragen werden, die Zukunft zu gestalten.

Für neue Ideen und Herausforderungen sind gesunde Emotionen und ein klarer Verstand nötig, ebenso Dialog und gegenseitiger Respekt, denn oft kann zu einem erkannten Konflikt eine Win-win-Lösung, von der Studierende und Institut profitieren, gefunden werden. Studierende, die aus Gewissensgründen verweigern, bringen dabei oft ganz neue Ideen und Energie ein. Sie könnten als Partner der Lehrinstitution willkommen sein und dabei helfen dürfen, bestehende Lehrmethoden zu modernisieren und humaner zu machen, und somit bei der Lösung existierender und zumeist nicht angesprochener Spannungen helfen. Es liegt nun an den Lehrenden, entsprechend zu reagieren.

Grundlegende Veränderungen werden immer deutlicher: das College für Veterinärmedizin an der Western University of Health Sciences in Kalifornien hat alle seine Kurse so angelegt, dass diese völlig ohne Tierverbrauch stattfinden. Es besteht dort die Philosophie der „Ehrfurcht vor dem Leben“. Die Leiterin der chirurgischen und klinischen Forschungen, Dr. Lara Rasmussen – selbst eine frühere Verweigerin aus Gewissensgründen – wurde bewusst für den Posten ausgewählt. Es gibt also bereits eine neue Generation revolutionärer Lehrender, die in ihren Kursen eine große Zahl von Alternativen und Techniken anwenden, die für eine hochqualitative Ausbildung ausgewählt wurden und dabei sowohl den Studenten als auch den Tieren volle Rechte zugestehen.