Einige Praktika in den biologischen Wissenschaften, der Veterinär- oder Humanmedizin beinhalten noch immer die Verwendung oder den Verbrauch von Tieren. Es kann sein, dass Ihnen vorher nicht bewusst gewesen ist, dass ein solcher Tierverbrauch zur Erlangung des akademischen Abschlusses vorgesehen ist. Wenn Sie nun feststellen sollten, dass Diskrepanzen zwischen Ihren ethischen Vorstellungen und den Erwartungen einiger Ihrer Dozenten bestehen, können Sie diesen Ratgeber zur Verweigerung aus Gewissensgründen nutzen, um kreative Lösungen zu finden. Er beruht auf Erfahrungen anderer Studierender, die in der selben Lage waren wie Sie. Die Bereitstellung humaner Alternativen anstelle der Nutzung von Tieren ist nicht immer leicht, aber es gibt eine steigende Anzahl von Dozenten, die das Recht der Studierenden auf Gewissensfreiheit anerkennen und sich darüber bewusst sind, dass qualitativ hochwertige Alternativen in vielen Instituten bereits die Norm sind.

1. Stellen Sie die genaue Situation vor Ort fest

Werden Sie aktiv. Verlassen Sie sich nicht darauf, informiert zu werden. Sprechen Sie so früh wie möglich mit ihrem Kursleiter oder Ihrem Tutor. Finden Sie heraus, ob in dem Kurs, den Sie belegen wollen, Tiere genutzt werden. Fragen Sie, welche Tiere genutzt werden, wie viele und für welche Zwecke. Fragen Sie, ob es Wahlmöglichkeiten für die Studierenden gibt. Werden Alternativen angeboten und wenn ja, wie sehen diese aus?

2. Entscheiden Sie, wo Sie stehen. Untersuchen Sie Ihre Motive. Kennen Sie sich selbst.

In Bezug auf Ihre persönlichen ethischen Einstellungen: wo genau ziehen sie eine Grenze bezüglich des Tierverbrauchs? Seien Sie in der Lage, Ihre Position zu verteidigen. Entscheiden Sie, was eine annehmbare Alternative wäre. Natürlich benötigen Sie eine relevante und akademisch gültige und äquivalente Alternative, bezogen auf Zeit, Aufwand, Lernqualität und akademische Anerkennung – schließlich zahlen Sie für Ihre Ausbildung und kamen an die Universität, um etwas zu lernen. Sie können allein Erfolge erringen, aber eine große Zahl Studierender kann eine größere Wirkung erringen. Fragen Sie herum, welche anderen Studierenden derselben Auffassung wie Sie selbst sind. Finden Sie die Unterstützung von Freunden und anderen Dozenten, wenn diese mit Ihnen übereinstimmen. Lesen Sie die Aussagen von Studierenden auf dieser Webseite um sich möglicher Aktionen und Reaktionen aller möglichen Beteiligten bewusst zu werden. Kontaktieren Sie InterNICHE wann immer Sie praktische Hilfe und Rat suchen. Machen Sie sich eine realistische Vorstellung davon, wie weit Sie bereit sind, für Ihre Überzeugung zu gehen: wenn keine kooperative Lösung des Problems gefunden werde kann, kann es notwendig werden, größere Herausforderungen anzunehmen.

3. Wenden Sie sich an Ihren Dozenten

Erklären Sie Ihrem Dozenten ruhig aber bestimmt, dass die Nutzung von Tieren in Konflikt mit Ihren ethischen, moralischen oder geistigen Vorstellungen steht. Machen Sie klar, dass Sie den Lehrstoff des entsprechenden Kurses erlernen möchten, jedoch ohne dabei Tiere zu schädigen. Fragen Sie besonders nach einer guten Alternative, da Sie nicht vorhaben am Tierverbrauch teilzunehmen und dieses Problem in beiderseitigem Einvernehmen lösen möchten. Lassen Sie sich nicht durch den Dozenten einschüchtern: Sie stehen zu Ihren Gefühlen und Ansichten. Seien Sie jedoch nicht selbstgerecht oder konfrontativ und seien Sie darauf vorbereitet, das Thema zu diskutieren. Überlegen Sie vorher, welche Fragen Sie dazu erwarten könnten. Wenn Ihr Dozent Veränderungen gegenüber aufgeschlossen ist und Sie eine Alternative nutzen dürfen, die für Sie akzeptabel ist, lassen Sie sich dies schriftlich bestätigen.

Wenn die Reaktion unverbindlich ist, fragen Sie nach einer deutlichen Antwort. Wenn diese negativ ist, müssen Sie Ihr Anliegen detaillierter darlegen. Es ist ratsam, schriftliche Aufzeichnungen über den Vorgang anzufertigen: schreiben Sie die Schritte, die Sie unternommen haben, die entsprechenden Personen, die Daten und Zeiten der Treffen, die Gesprächsthemen, die Aussagen und/oder die getroffenen Entscheidungen auf. Fertigen Sie Kopien über die schriftliche Kommunikation und alle relevanten schriftlichen geschriebenen Materialien an. Tun Sie dies jeweils sofort.

4. Informieren Sie sich näher
Verstehen Sie Konzept und Praxis der humanen Ausbildung und seien Sie sich über ähnliche Kurse an anderen Universitäten oder in anderen Ländern bewusst, in denen Studierenden die Wahl gelassen wird, oder in denen Alternativen angeboten werden, oder in denen überhaupt kein Tierverbrauch stattfindet. Kontaktieren Sie InterNICHE für Unterstützung. Machen Sie sich vertraut mit der großen Breite an Alternativen und den Themen, die damit einhergehen, wie zum Beispiel Lehrpotential, Kosten und Qualität und welche Ausrüstung eventuell notwendig ist. Nutzen Sie die Quellen und Hintergrundinformationen auf dieser Webseite und bestellen Sie einige unserer anderen Materialien. Informieren Sie sich über die Alternativen und deren akademische Gültigkeit und ziehen Sie es in Betracht, sich mit einigen der besten Produkte vertraut zu machen, die über unser Lehrmaterial-Ausleihsystem erhältlich sind. Finden Sie die genauen Lehrziele des vorgesehenen Praktikums heraus. Sie können auch einen Vorschlag zur Ersetzung des Tierverbrauchs durch eine Kombination aus für die Lehrziele geeigneten Alternativen erstellen oder eine detailierte Eingabe verfassen, in der Ihr Anliegen argumentativ dargestellt wird.

Finden Sie heraus, welche formellen Abläufe es zur Beilegung von Schwierigkeiten an Ihrer Universität gibt. Fragen Sie einen Universitätsangestellten, der Ihr Anliegen unterstützt oder Ihren InterNICHE-Länderkontakt nach Lehrenden-Studierenden-Ausschüssen, Ethik- oder Untersuchungsausschüssen und die Möglichkeiten einer offiziellen Befreiung vom Tierver-brauch. Ziehen Sie in Betracht, die Einführung einer entsprechenden offiziellen Wahlrichtlinie zu fordern. Gewinnen Sie die Unterstützung des Studentenrates und der Studien- bzw. Vertrauensdekanin. Informieren Sie sich über jede nationale oder internationale Gesetzgebung, durch die Sie in Ihrem Anliegen unterstützt werden könnten. Beginnen Sie gleich damit.

5. Legen Sie Ihr Anliegen vor
Legen Sie Ihrem Dozenten ein Informationspaket vor, in dem Ihre Position und Ihr Ersuchen, Ihre Vorschläge zur Ersetzung des Tierverbrauchs mit allen Details passender Alternativen und alle relevante Literaturquellen enthalten sind. Legen Sie eventuell das InterNICHE Video „Neue Wege in der Ausbildung“, das Buch bzw. die Buch-CD „From Guinea Pig to Computer Mouse“ und Informationen zum Lehrmaterial-Ausleihsystem von InterNICHE bei. Bitten Sie um eine schriftliche Antwort Ihres Dozenten. Kopieren Sie die Materialien für den Institutsleiter, den Dekan und Ihre Mitstreiter und legen Sie die Situation genau dar. Wenn Ihrem Ersuchen stattgegeben wird – herzlichen Glückwunsch! Bitten Sie um eine schriftliche Bestätigung.

6. Üben Sie Druck aus
Ist die Antwort noch immer ablehnend, müssen Sie Druck anwenden. Treffen Sie sich mit Ihren Mitstreitern, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Suchen Sie den Institutsleiter und den Dekan auf. Beginnen Sie mit formellen Vorgängen: wenden Sie sich beispielsweise an Untersuchungsausschüsse der Universität, sofern Sie dies noch nicht getan haben und wenden Sie sich an die zuständigen Körperschaften auf nationaler Ebene, wenn Ihnen Ihre Rechte noch immer verwehrt bleiben. Informieren Sie nationale Bürgerrechtsorganisationen über Ihre Situation und bleiben Sie in engem Kontakt mit InterNICHE. Machen Sie das Problem öffentlich: nutzen Sie dazu Ihre Studentenzeitung, sowie die lokale und nationale Presse. Veröffentlichen Sie eine Petition und regen Sie eine Flut von Faxen und E-Mails aus der ganzen Welt an die Universität an. Finden Sie Referenten und organisieren Sie eine Diskussion über Tierverbrauch, Alternativen und Studentenrechte. Wenn der Druck zu positiven Veränderungen führt – Gratulation! Bitten Sie um eine schriftliche Bestätigung der Veränderungen.

7. Ziehen Sie juristische Schritte in Betracht
Wenn die Universität sich noch immer weigert, Ihnen Ihre Rechte zuzugestehen, und Sie bereit sind weiter zu gehen, besteht die Option juristischer Schritte. Es besteht die Möglichkeit, gegen die Universität ein Verfahren anzustrengen und mehrere Studierende in Deutschland und den USA haben tatsächlich gesiegt. Andere haben verloren. Bedenken Sie gründlich die Zeit, das Geld und die Energie, die mit einem solchen Vorgehen verbunden sind.

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InterNICHE steht immer hinter Ihnen. Bitte halten Sie uns über Ihre Fortschritte auf dem Laufenden - Ihre Erfahrungen könnten für andere Studierende in der gleichen Situation hilfreich sein.

Lesen Sie in den Aussagen von Studierenden, wie diese mit den Herausforderungen, die mit der Forderung nach Alternativen verbunden ist, umgegangen sind. Nutzen Sie die weiterführenden Texte und Argumente.